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food-tourist:innen
Das Profil von Food-Tourist:innen definieren
Umstrittene Definition von Food-Tourist:innen
Vor zwei Wochen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Definition des Begriffs “Foodie” umstritten ist. Der Einfluss von Foodies auf die Lebensmittelindustrie ist jedoch enorm. Wenn Foodies reisen, werden sie zu Food-Tourist:innen. Vor allem Urlaubsziele sollten die Rolle der Food-Tourist:innen genau betrachten. Das Profil von Food-Tourist:innen zu kennen hilft dabei, maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen für die Besucher:innen zu entwickeln und diese entsprechend zu bewerben.
FAKTEN ÜBER FOOD-TOURIST:innEN
Deshalb haben wir verschiedene Informationen über Food-Tourist:innen gesammelt: Laut Wolf (2014) sind Food-Tourist:innen erfahrene Reisende. Sie sind zwischen 30 und 60 Jahre alt und gleichmäßig zwischen Männern und Frauen verteilt. Sie leben in Großstädten, sind berufstätig, aber in der Regel nicht in der Lebensmittelbranche tätig (Mapes, 2015). Es scheint, dass sie über einen höheren Bildungsstand verfügen und ein höheres Gehalt beziehen als die/der durchschnittliche Tourist:in. Außerdem verfügen sie über kulturelles Kapital (Johnston & Baumann, 2015).
FOOD-TOURIST:INNEN AUS NORDAMERIKA
Vor allem in den USA und in Kanada interessieren sich junge, gebildete und wohlhabende Frauen für Food-Tourismus (Robinson & Getz, 2013). Außerdem legen sie großen Wert darauf, die besonderen Bedürfnisse ihrer Familienmitglieder zu befriedigen (Cairns et al., 2010). Ihre Kindheit bildet die Grundlage für ihre Sehnsucht nach Lebensmitteln, da sie anscheinend Erinnerungen und Essgewohnheiten mit ihren Familien aufleben lassen (Mohd-Any et al., 2014).
Im Gegensatz dazu war die Mehrheit der Tourist:innen in Córdoba, deren Hauptmotivation für die Reise gastronomische Gründe waren, männlich. Sie verfügten sogar über ein umfangreiches Wissen über die lokalen Weine (López-Guzmán und Sánchez-Canizares, 2012).
Dementsprechend betonten mehrere Forscher:innen, dass verschiedene Arten von Tourist:innen von lokalen Lebensmitteln angezogen werden (Henderson, 2009). Diese Tourist:innen mögen zwar das Essen, messen ihm aber keine so große Bedeutung bei, dass es ihre Wahl des Reiseziels beeinflussen würde. Dennoch möchten sie vielleicht die lokale Essenskultur kennenlernen. Es stellt für sie eine angenehme Aktivität dar. Da sie sich jedoch nicht so sehr für Lebensmittel interessieren, werden sie sich vor dem Urlaub nicht über die Lebensmittel informieren (Tikkanen, 2007). Essen beeinflusst alle Tourist:innen aus verschiedenen Gründen und bildet einen zentralen Bestandteil des touristischen Verhaltens (Björk & Kauppinen-Räisänen, 2016).
Hjalager (2004) definierte vier Tourismustypen mit unterschiedlichem Interesse an Lebensmitteln.
Die existentiellen Reisenden achten auf die Bildungskomponente des Urlaubs. Sie interessieren sich vor allem für die lokale Küche, essen gerne in lokalen Restaurants und sind leicht zufriedenzustellen. Sie müssen nicht unbedingt einen Nervenkitzel erleben. Sie nutzen das Internet und Reiseliteratur, um sich über das Essen vor Ort zu informieren.
Als zweites informieren sich die experimentierfreudigen Reisenden auch gerne über die fremde Küche. Im Gegensatz dazu suchen sie nach anspruchsvollen Gipfelerlebnissen. Sie wollen durch ihr Essenserlebnis einen Kick bekommen. Außerdem bevorzugen sie Anzeigen, Broschüren und Zeitschriften, um sich über das Essen am Reiseziel zu informieren (Hjalager, 2004).
Im Gegensatz dazu sind Ablenkungs– und Freizeittourist:innen weder daran interessiert, sich über das traditionelle Essen zu informieren, noch es zu konsumieren. Freizeitreisende legen Wert auf Vertrautheit, weshalb sie gerne vertraute Speisen in lokalen Restaurants essen, während es den Ablenkungsreisenden egal ist, wo und was sie essen. Sie mögen nur den sozialen Aspekt des Essens (Hjalager, 2004).
Dementsprechend betrachten einige Tourist:innen, die sich für ausländisches Essen interessieren, wie z. B. existenzielle und experimentelle Reisende, Essen als einen Ansatz zur Entdeckung eines Reiseziels (Hjalager, 2004; Yurtseven & Kaya, 2011). Dies kann durchaus die Wahl ihres Reiseziels beeinflussen (López-Guzmán et al., 2012). Sie sind zufrieden, wenn sie originelle und ungewöhnliche Erfahrungen machen, selbst wenn sie diese Erfahrungen nicht wirklich genießen würden (Keinan & Kivetz, 2011). Für sie ist es wichtig, sich vor der Reise über die Lebensmittel des Reiseziels zu informieren (Björk & Kauppinen-Räisänen, 2016).
In einer Studie von Shenoy (2005) wurden die Tourist:innen in kulinarische, algemeine und Erlebnistourist:innen eingeteilt, je nach ihren Unterschieden im Verhalten im Zusammenhang mit Food-Tourismus. Die Gruppe der Erlebnistourist:innen zeichnete sich beispielsweise durch Teilnehmende aus, die den Aspekt des lokalen Essens und der Vertrautheit sehr schätzen.
Im Gegensatz dazu bevorzugten die kulinarischen Tourist:innen lokale Speisen und Getränke. Einerseits schätzten die Erlebnistourist:innen lokale Restaurants, andererseits besuchten sie auch Ketten- und Fastfood-Restaurants. Die/der Durchschnittstourist:in hatte keine Präferenz (Shenoy, 2005).
Dies zeigt, dass verschiedene Arten von Tourist:innen, die mehr oder weniger Interesse an Lebensmitteln haben, in unterschiedlichem Maße mit Food-Tourismus verbunden sind. Es beweist vielmehr, dass Food-Tourismus nicht nur etwas für Feinschmecker:innen oder Food-Tourist:innen ist, sondern für jede:n Tourist:in, wenn das Produkt des Food-Tourismus auf die Bedürfnisse und Wünsche der verschiedenen Zielgruppen zugeschnitten ist. Einige Tourist:innen fühlen sich vielleicht von ausgefallenen Restaurants angezogen, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet sind. Andere wiederum fühlen sich von den kulinarischen Spezialitäten eines Reiseziels angezogen, wie zum Beispiel von Tapas in Spanien (Kauppinen-Räisänen et al., 2013).
Auch wenn die Hauptmotivation für eine Reise nicht bei allen Touristen das Essen ist, so müssen doch alle essen, und einige werden dann zu zufälligen Food-Tourist:innen (Yun et al., 2011). Nicht nur Food-Tourist:innen legen Wert auf eine hohe Lebensmittelqualität. Unter Berücksichtigung dieser Definitionen wäre also fast jeder ein Foodie.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch die Definition eine:r Food-Tourist:in umstritten ist. Dennoch lässt sich feststellen, dass Essen im Urlaub eine wichtige Rolle spielt, sei es als ergänzendes Element oder als Hauptattraktion. Da alle Reisenden essen muss, sind sie alle irgendwie am Essen interessiert. Das Essen beeinflusst das Verhalten der Tourist:innen in unterschiedlichem Maße. Jeder Reisende ist auf unterschiedliche Weise in Food-Tourismus involviert. Man ist bereits involviert, wenn man nach traditionellen Lebensmitteln sucht oder ein lokales Restaurant betritt. Daher sollten Destinationsmarketingorganisationen das Potenzial von Food-Tourismus an ihrem Reiseziel nicht vernachlässigen.
Laureen Rashof, 24.05.2022
quellen
Björk, P., & Kauppinen-Räisänen, H. (2016). Exploring the multi-dimensionality of travellers’ culinary-gastronomic experiences. Current Issues in Tourism, 19(12), 1260-1280. doi:10.1080/13683500.2013.868412
Cairns, K., Johnston, J., & Baumann, S. (2010). Caring about food: Doing gender in the foodie kitchen. Gender & Society, 24(5), 591-615. doi:10.1177/0891243210383419
Henderson, J. C. (2009). Food tourism reviewed. British Food Journal, 111(4), 317–326. doi:10.1108/00070700910951470
Hjalager, A.-M. (2004). What do tourists eat and why? Towards a sociology of gastronomy in tourism. Tourism, 52(2), 195-201.
Johnston, J., & Baumann, S. (2015). Foodies: Democracy and distinction in the gourmet foodscape. New York, NY: Routledge.
Kauppinen-Räisänen, H., Gummerus, J., & Lehtola, K. (2013). Remembered eating experiences described by the self, place, food, context and time. British Food Journal, 115(5), 666–685. doi:10.1108/00070701311331571
Keinan, K., & Kivetz, R. (2011). Productivity orientation and the consumption of collectable experiences. Journal of Consumer Research, 37(6), 935-950. doi:10.1086/657163
López-Guzmán, T., & Sánchez-Cañizares, S. (2012). Culinary tourism in Córdoba (Spain). British Food Journal, 114(2), 168-179. doi: 10.1108/00070701211202368
López-Guzmán, T., Rodríguez-García, J., Sánchez-Cañizares, S., & Luján-Garcíaet, M. J. (2011). The development of wine tourism in Spain. International Journal of Wine Business Research, 23(4), 374-386. doi: 10.1108/17511061111186523
Mapes, G. (2015). The construction of an elite middle-class: Foodie discourse in Bon Appétit magazine. Retrieved from https://repository.library.georgetown.edu/bitstream/handle/10822/760903/Mapes_georgetown_0076M_12954.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Mohd-Any, A. A., Mahdzan, N. S., & Cher, C. S. (2014). Food choice motives of different ethnics and the foodies segment in Kuala Lumpur. British Food Journal, 116(12), 1879-1896. doi:10.1108/bfj-07-2013-0170
Robinson, R. N., & Getz, D. (2013). Food enthusiasts and tourism: Exploring food involvement dimensions. Journal of Hospitality & Tourism Research, 40(4), 432-455. doi:10.1177/1096348013503994
Shenoy, S. (2005). Food tourism and the culinary tourist (unpublished doctoral dissertation). Clemson University, South Carolina, USA.
Tikkanen, I. (2007). Maslow’s hierarchy and food tourism in Finland: Five cases. British Food Journal, 109(9), 721-734. doi:10.1108/00070700710780698
Wolf, E. (2014). Have fork will travel. Portland, OR: World Food Travel Association.
Yun, D., Hennessey, S. M., & MacDonald, R. (2011). Proceedings from International CHRIE Conference ’11: Understanding culinary tourists: Segmentations based on past culinary experiences and attitudes toward food-related behaviour. Retrieved from http://scholarworks.umass.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1769&context=refereed